Die Härdmanndli

Im Obermattli, unterhalb des steilen Weges zum Chatzenstrick, kurz vor dem Tschachenbärgli, befindet sich das Härdmanndliloch. Ein Zweites befand sich früher im Turndlibärg, ist aber durch das Abtragen des gleichnamigen Hügels zugedeckt worden.
Hier hausten einst die Härdmanndli, Schutz- und Plaggeister der Walchwiler, je nachdem sie ihr Wohlwollen oder ihren Hass verdienten. Eine Oeffnung von einem Meter führte senkrecht ins Unterirdische. Ein Gang soll sich zu einer grossen Höhle erweitern. Klein von Statur, schwarzbraun von Farbe und stark, konnten sie pfeilschnell Bäume erklettern oder in die Abgründe ihrer Wohnungen steigen, als wären sie verschwunden. Sie waren in sonderbaren Künsten ebenso erfahren wie in Musik und Magie. Auch waren sie Herren über Geld und Gold, ohne selbst davon Gebrauch zu machen. In der Liebe wie in der Rache waren sie ohne Mass. Sie waren ebenso sehr gefürchtet wie gehasst. Man sah sie auf Heu und Stroh feuern, ohne dass dieses verbrannte. Wo sie beim Essen zusprachen, sie liebten vor allem Schweinefleisch, war man vor ihnen sicher. Einst gab ihnen der Bauer in der Bossen weniger Fleisch als sie erwartet hatten. Aus Rache zündeten sie ihm darauf kurzerhand das Haus an. Die Härdmanndli huldigten einer Königin. Diese kam einst nieder. Sie schickten nach der Hebamme im Dorf. Nach langem zögern willigte sie ein und ging mit. Als sich die Frau gegen Morgen zur Heimkehr rüstete, füllte ihr das Härdmanndli zum Dank die Schürze mit Kohlen, und begleitete sie zum Höhlenausgang. Die unzufriedene Frau wagte aus Furcht nicht, das Geschenk zurückzuweisen, und liess während des Gehens hie und da eine von den wertlosen Kohlen fallen. Das bemerkte das Manndli und sagte: "Wie meh dass zatterisch, je minder dass hatterisch" und kehrte um. Als die Hebamme zu Hause ankam warf sie die geringe Gabe auf den Herd in dem noch etwas Glut war, und siehe, nach kurzer Zeit verbreitete sich ein heller Glanz. Die vermeintlichen Kohlen verwandelten sich in wunderschöne Edelsteine.
Die Härdmanndli waren gute Arbeiter. Den Leuten, von denen sie geduldet und nicht verspottet wurden, halfen sie viel arbeiten. Besonders gern halfen sie im Sommer heuen. Einst war ein Bauer schwer krank und der Heuet stand vor der Türe. Der geplagte Mann hatte zudem schweren Kummer, den er hatte niemanden der ihm das Heuen besorgte. Da, eines schönen Morgens glitzerte und wimmelte es auf seiner Wiese, und das gemähte Gras flog nur so in der Luft herum. Die Härdmanndli waren schon in der Nacht gekommen und hatten bereits früh einen grossen Teil gemäht. Und als das Heu dürr war, sprangen sie mit den Heuburden in den Stall, und während die Nachbarn noch am Heuen waren, hatte der kranke Bauer alles unter dem Dach. Die wohl etwas eifersüchtigen Nachbarn verspotteten die kleinen Wichtelmännchen und verschütteten den Eingang zu ihrer Wohnung mit Steinen.
Voll Zorn und Hass verliessen sie darauf mit ihrer Königin den Ort. Ein kleines Heer von Härdmanndli zog den mit Gold und Edelsteinen beschlagenen Schlitten mit der Königin gegen den Rufibach und über den Gnipen fort und kehrte nimmer zurück.