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  Die 
Eidgenossen
 
 Am 
Rande der grossen Ereignisse, im Schatten der aufstrebenden Fürstenhäuser, 
veränderte auch der Raum zwischen Jura und Alpen, zwischen Genfersee und 
Bodensee sein Gesicht. In Vorahnung einer unsicheren Zukunft innerhalb des Reiches 
versuchten die Länder um den Vierwaldstättersee, Uri Schwyz und Unterwalden, 
ihr eigenes angestammtes Recht zu erhalten. So gelobten sie sich im Bundesbrief 
vom August 1291 als Eidgenossen gegenseitige Hilfe bei Gewalttaten, den 
Frieden im Lande und die Aufrechterhaltung der bestehenden Verhältnisse.  
 
  Die 
Bevölkerungsentwicklung auf dem Gebiet der heutigen Schweiz  Innerhalb 
weniger Jahrzehnte brach um die Mitte des 14. Jahrhunderts eine ganze Reihe von 
Katastrophen über Europa herein. Missernten und Hungersnöte häuften 
sich als Folge einer kleinen aber entscheidenden Klimaverschiebung. Das Wachstum 
der Bevölkerung und des Siedlungsraumes geriet ins Stocken. Als 1347/48 die 
Pest ganz Europa heimsuchte, traf sie auf eine bereits von vielen Hungerjahren 
geschwächte Einwohnerschaft. Mindestens ein Drittel aller Menschen starb. 
Während fast vierhundert Jahren brach die Pest in mehr oder weniger kurzen 
Abständen aus und forderte ihren Tribut. Nur langsam erholte sich Europa 
von dieser Katastrophe. Als die Krise im 15. Jahrhundert überwunden war, 
herrschten ganz neue Verhältnisse. 
 Das 
grosse Sterben hatte das labile Gleichgewicht zwischen Stadt und Land, zwischen 
Fürsten und Rittern, zwischen Bergregionen und Flachland vollends hinweggefegt. 
Die Zeiten waren vorbei, in denen die Menschen fast alles Lebensnotwendige in 
der näheren Umgebung produzierten. Nur in wenigen Regionen des inneren Alpengebietes 
überlebten die althergebrachten Wirtschaftsformen. Vor allem entlang der 
grossen Verkehrsachsen entstanden neue Formen einer spezialisierten Land- und 
Viehwirtschaft. Die Bauern der Bergregionen konzentrierten sich immer mehr auf 
die Viehzucht, während die Flachlandbauern den Ackerbau intensivierten. So 
entwickelte sich ein reger Warenverkehr zwischen Bergregion und Flachland beidseits 
der Alpen, wobei die Städte des Mittellandes eine Schlüsselrolle einnahmen. In 
dieser Situation verbündeten sich die Städte mit den ländlichen 
Orten, um gemeinsam Ruhe und Ordnung zu sichern. Der Ausbau des Bündnissystems, 
der Erwerb gemeinsamer Untertanengebiete und der Ansatz zu einer koordinierten 
Politik nach aussen änderten nichts daran, dass an ein gemeinsames Handeln 
nicht zu denken war. Die Bevölkerung der Landschaft pochte auf ihre alten 
Rechte und wehrte sich gegen den städtischen Ausbau der territorialen Herrschaft. 
Nach schweren und blutigen Konflikten gelang es den Städten, eine Form moderner 
Verwaltung durchzusetzen. | Schlachtgebet 
der Eidgenossen (aus dem Dreissigjährigen Krieg) |  Lasst 
üs abermal bätte. Für 
üsi Stedt und Fläcke,  Für 
üsi Küeh und Geisse,  Für 
üsi Wittwe und Waise, Für 
üsi Ross und Rinder, Für 
üsi Wyb und Chinder, Für 
üsi Hänne und Hahne,   | Für 
üsi Chessel und Pfanne, Für üsi Gäns und Aente, Au isunderheit 
für üsi liebi Schwiz, Wenn der bluetig Chrieg wett cho, Wett alles 
nä, so wette mier üs trüli wehre, Und ihn nienä dure lah, Au 
der Find gar z'tod schlah. |  
  Die 
Zeit vom 15. zum 17. Jahrhundert war gezeichnet von immer wieder aufflammenden 
Bauern-kriegen und Aufständen der Untertanen, die sich um ihre erworbenen 
Rechte betrogen fühlten. Die Reformation bestätigte die Spaltung, die 
in der Eidgenossenschaft herrschte. Nach den Schwaben-kriegen von 1499 folgte 
die faktische, aber erst mit dem Westfälischen Frieden von 1648, die gänzliche 
Loslösung vom Heiligen Römischen Reich deutscher Nation. Immer mehr 
konzentrierten sich Reichtum und Macht bis ins 18. Jahrhundert in den grossen 
Städten. Der wirtschaftliche Erfolg der exportorientierten Bergwirtschaft, 
die Intensivierung der Landwirtschaft im Mittelland und die frühen Formen 
der Industrie hingen mehr denn je von den Investitionen des städtischen Kapitals 
ab. Nach und nach gerieten die überlieferten Herrschaftsstrukturen unter 
Druck. 1798 brach die alte Eidgenossenschaft zusammen. Aus einem Agrarland wurde 
ein städtisch geprägter Industriestaat, aus einem Geflecht von Aristokratien 
eine moderne Demokratie.
 
 
    
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