Der Mond

Innerhalb eines Monats bewegt sich der Mond auf einer elliptischen Bahn in 27 Tagen 7 Stunden 43 Minuten und 11.5 Sekunden um die Erde. Auf seiner scheinbaren Bahn an der Himmelskugel bewegt er sich täglich von Westen nach Osten um 13° 10' 35'' weiter und geht daher jeden Tag später auf und unter. Er wendet uns stets dieselbe Seite zu, weil er bei einem Umlauf um die Erde sich gleichzeitig um die eigene Achse dreht. Sein Licht erhält er von der Sonne und erscheint daher von der Erde aus in verschiedenen Mondphasen. Steht der Mond zwischen Erde und Sonne, so ist seine unbeleuchtete Seite der Erde zugewandt, es ist Neumond. Danach wird am rechten Rand der Mondscheibe eine schmale Mondsichel sichtbar; man spricht vom zunehmenden Mond. Die Sichel wird immer breiter, und 7 3/8 Tage nach Neumond ist die halbe Mondscheibe (Erstes Viertel) beschienen. Wieder nach 7 3/8 Tagen befindet sich die Erde zwischen Sonne und Mond; es ist dann Vollmond, da die ganze von der Erde aus sichtbare Mondoberfläche beleuchtet wird. Danach beginnt die rechte Seite sich zu verdunkeln, und wieder nach 7 3/8 Tagen ist nur noch die linke Mondhälfte von der Sonne beschienen (Letztes Viertel). Die Zeit von Neumond zu Neumond beträgt 29 Tage 12 Stunden 44 Minuten 3 Sekunden und wird synodischer Monat genannt. Dieser dauert etwas länger als der siderische Monat, weil die Erde während eines Mondumlaufs ihrerseits einen Teil ihrer Bahn um die Sonne zurücklegt.

Der Mond besitzt keine Lufthülle; die Temperaturen auf seiner Oberfläche wechseln zwischen +130 °C tags und - 160 °C nachts. Die kugelförmige Gestalt des Mondes hat einen Durchmesser von 3'476 km, etwa ¼ des Erddurchmessers; seine mittlere Entfernung von der Erde beträgt 384'403 km. Die Anziehungskraft des Mondes bewirkt auf der Erde unter anderem die Gezeiten.

Tatsächliche Auswirkungen des Mondes auf die Atmosphäre, das Wetter oder gar die Psyche des Menschen haben sich bisher nicht nachweisen lassen.

Die berühmte Frau von Laussel hält auf einer 16'000 Jahre alten Höhlenmalerei ein Horn in Gestalt einer Mondsichel in der Hand; das Horn ist mit 13 Kerben versehen - die 13 Mondzyklen eines Sonnenjahres. Die alten Aegypter waren überzeugt, dass Vollmondlicht allein schon genüge, um Frauen zu schwängern, und die Fruchtbarkeitsgöttin Isis trägt eine Mondsichel im Haar. Gleichzeitig ist der Mond aber auch Symbol für das Jenseitige. Die Gnostiker der Spätantike sahen im Mond eine Grenze zum Jenseitigen, und Plutarch war überzeugt, dass der Mond die Heimstatt der Verstorbenen war. Die griechische Mondgöttin Selene war auch die Schirmherrin der Grabstätten.

400 Jahre v.Chr. wurde der Erdtrabant als Verursacher von Krankheiten verunglimpft. Die Theoretiker der Hexenverfolgungen widmeten in ihrem Standardwerk, dem Hexenhammer, Vollmondritualen der vermeintlichen Zauberinnen besondere Aufmerksamkeit. Diese Vorstellung mag ihre Ursachen darin haben, dass Vollmondrituale fester Bestandteil aller vorchristlichen europäischen Kulturen waren und Spuren dieser Riten bis heute in vielen Volksbräuchen überlebten.

In der mittelalterlichen Medizin spielte der Mond eine wichtige Rolle. Wer bei Vollmond eine geknotete Schnur über die Schulter warf, brachte Warzen zum Verschwinden. Hämorhoiden sollten vergehen, wenn man bei Vollmond sich mit nacktem Hintern in eine Ackerfurche setzte. Missgeburten bei Rindern wurden als Mondkälber bezeichnet, da man annahm, dass sie bei Vollmond oder Neumond gezeugt wurden.