Wetter- und Bauernregeln

So alt wie die Geschichte des Menschen ist auch die Geschichte der Astronomie. Der Himmel mit seinen Sternen faszinierte die Menschheit seit jeher und war zugleich Uhr, Wegweiser, Kompass, Barometer und Kalender. Um sich in der unendlichen Menge der Sterne nicht zu verirren, ordneten schon die alten Aegypter den Lauf der Sonne in die Tierkreise ein. Die Babylonier markierten zwölf Sternzeichen, in welchen sich Sonne, Mond und die Planeten bewegten. Die Zeichen des Tierkreises begannen mit dem Zeichen des Widders. Mit dem Eintritt der Sonne in das Bild des Widders, trat in vorchristlicher Zeit der Frühling ein. Ihm folgten die Bilder des Stieres, Zwillinge, Krebs, Löwe, Jungfrau, Waage, Skorpion, Schütze, Steinbock, Wassermann und Fische.

"Widder, Stier, Zwilling, Krebs und Leu,
Jungfrau, Waag und Skorpius dabey,
Schütz, Steinbock, Wassermann und Visch
Seind die zwölf Himmelisch Bildnis".

Der Mond als unmittelbarer Nachbar der Erde war stets auch Gegenstand eifriger menschlicher Beobachtung und religiöser Belehrung gewesen. Seine Erscheinung von zunehmend und abnehmend entsteht aus der Stellung zu Erde und Sonne. Da die Ebene der Mondbahn mit der Erdbahn einen kleinen Winkel bildet, haben wir in den Bahnen zwei Schnittpunkte, den aufsteigenden und den absteigenden Knoten: Obsigent und Nidsigent, denen von der Landwirtschaft immer eine sehr grosse Bedeutung zugeschrieben wurde.

Der Einfluss der Witterung auf unsere Beschäftigung und unsere Unternehmungen, ja selbst auf unsere Gemütsstimmung ist so bedeutend, dass man schon immer versuchte, das Wetter auf Grund von Erfahrungswerten vorherzusagen. Durch den vertrauten Umgang mit der Natur in Feld und Wald wurden sichere Anzeichen aufgespürt, die Zukunft des Wetters zu enthüllen.

Vor allem die Tiere mit ihrem scharfen Instinkt können einen Umschwung frühzeitig erahnen und sind für den Menschen ein lebender Barometer. Wenn die Krähen anstatt am frühen Morgen auf die Felder zu fliegen, unruhig und ängstlich auf den höchsten Aesten der Bäume herumfliegen und mit den Flügeln schlagend ein lautes Krähen untereinander erheben, weiss der Bauer, dass bald ein starker Regen niedergehen wird. Fliegen die Schwalben hoch am Himmel, wird das schöne Wetter noch weiter anhalten. Doch wenn sie knapp über die Erde schiessen und unruhig hin- und herfliegen, setzt bald Regen ein. Nur selten versucht die Hausgans, sich mit schwerfälligem Flügelschlag in die Luft zu heben. Tut sie dies aber ohne ersichtlichen Grund, ist mit einem Sturzregen zu rechnen. Spüren die Waldhühner kommenden Regen, laufen sie mit nervöser Hast, den Kopf weit vorgestreckt, dahin. Der Jäger sagt über die Rehbrunft im August: "Die Hundstage heizen den Böcken nochmals ein", und die Bäuerin weiss aus Erfahrung: "Wenn die Hühner in der Regen gahn, so hält er lange an".

Das feinste Gespür für Veränderungen des Wetters haben wohl die Fische. Wer sie genau beobachtet, wird an dem schnellen Hin- und Herschiessen, an der Aufregung unter ihnen, oder der Art wie sie das Futter nehmen, einen Umschwung in der Temperatur und im Wetter erkennen. Beobachtet der Naturfreund dass die Spinnen nur sehr kurze Fäden weben, hat er bald mit Regen zu rechnen: "Reisst die Spinne ihr Netz entzwei, kommt der Regen bald herbei".
Auch der Imker, der sich in die seltsame Welt seines Bienenstaates versenkt, kann aus dem Benehmen seiner Tiere nützliche Hinweise auf das Wetter finden. Vor dem Ausbruch eines Gewitters sind alle Tiere unruhig.
Diese und auch andere kurzfristige Wetterregeln wie "Morgenrot, schlecht Wetter droht", haben eine erstaunliche Treffsicherheit. Die moderne Wissenschaft attestiert ihnen eine Quote von 80 - 100 Prozent zu.

Der Mauser behauptete früher, dass man nach der Zahl der von den Maulwürfen gegrabenen Gänge und der Grösse der Erdhaufen auf die Witterung des folgenden Winters schliessen könne. Der Föhn, der warme Fallwind vom Gotthard, hat schon manche Schlechtwetterfront aus dem Westen zurückgehalten und über längere Zeit schönes Wetter verursacht. Wird er stärker bis in tiefere Lagen und treibt er die Wellen des Zugersees bis über den Chiemen hinaus, bricht er bald zusammen, und das schlechte Wetter zieht ein.
Eine alte Regel besagt: "Mittwuche Föhn, e Wuche schön", und kann auch fast regelmässig festgestellt werden.